07. August 2013
Noch zwei Wochen bis zum Schulstart
Vorbereitungen für die Sophie-Scholl-Schule Hanau auf der Zielgeraden
Wo früher einmal Zähne gezogen und Karies entfernt wurde, stehen heute White-Boards an der Wand und kleine Stühle in der Ecke. Die dazugehörigen Tische fehlen. „Die werden morgen geliefert“, sagt Christine Fischer, Betriebsleiterin Kinder, Jugend und Familie im Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V. (BWMK). Noch ist das ein oder andere zu tun, bevor am 20. August die Erstklässler die ehemalige Kasernen-Zahnklinik in der Lamboystraße für sich in Beschlag nehmen können. Dann öffnet die Sophie-Scholl-Schule als inklusive Ganztagsschule ihre Pforten.
Das Erdgeschoss mit den ersten beiden Klassen, dem Verwaltungstrakt und den dazugehörigen Nutzräumen ist kurz vor der Fertigstellung. Im März hat der Investor, von dem das BWMK das Gebäude anmietet, mit dem Umbau der Lamboystraße 50 begonnen. Nun sind die meisten Wände gestrichen, die Lampen und Sanitäreinrichtungen installiert und auch erste Möbel warten bereits auf ihre Nutzung. Trotzdem haben die Handwerker noch viel zu tun: Im Flur werden gerade Handläufe angebracht, letzte Wände gestrichen und Fliesen im Treppenhaus verlegt. Vor dem Haupteingang schichtet ein Bagger Erde um. „Der Umbau ging sehr fix. Alles hat toll geklappt“, sagt Christine Fischer, die auch Leiterin des Projekts Schule ist. Kleinere Bauarbeiten würden noch während des laufenden Unterrichts umgesetzt. Die Planung sehe dafür aber nur Arbeiten vor, die keinen störenden Lärm verursachten.
Für alle ein gutes Lernklima
In sattem Blau erstrahlt eine Wand in der Pinguin-Klasse, die Giraffen-Klasse ist mit einer kräftigen orangenen Wand gekennzeichnet. In nicht mal zwei Wochen starten 22 Regelschulkinder und zehn so genannte Plus-Kinder, Schüler mit besonderem Förderbedarf, hier in ihre Schulzeit. Der Förderbedarf der Plus-Kinder ist sehr individuell. Er reicht von Sprachentwicklungsstörungen bis zur Mehrfachbehinderung. „Die Klassen sind so zusammen gesetzt, dass für alle ein gutes Lernklima entsteht“, erklärt Christine Fischer.
Im Juni 2011 hat das BWMK eine Machbarkeitsstudie bei der Lebenshilfe Gießen in Auftrag gegeben. Nun, zwei Jahre später ist das Schulgebäude fertig und die Schulgenehmigung erteilt. In zwei Wochen wird die Sophie-Scholl-Schule Hanau als inklusive Ganztagsschule ihren Betrieb aufnehmen. Im Vordergrund stehen die Ganztagsbetreuung von 7.30 bis 16.30 Uhr und vor allem das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung. „Die Erfahrungen aus unseren Integrativen Kindertagesstätten zeigt uns, dass Kinder, die inklusive Einrichtungen besuchen, eine extrem hohe Sozialkompetenz mitbringen“, erklärt Christine Fischer die Vorteile der neuen Beschulungsmethode. „Die Kinder lernen von vorneherein den selbstverständlichen Umgang mit dem Anderssein und mit Behinderung. Und sie erleben eine Vielfalt an Lernmethoden.“ Der Unterricht ist trotz seiner individuellen Gestaltung für jeden einzelnen Schüler an die Grundschul- und Förderschullehrpläne gebunden und gestaltet sich danach.
"Uns ist wichtig, dass jedes Kind die Schule besuchen kann"
Als staatlich genehmigte Ersatzschule, die erst in drei Jahren die staatliche Anerkennung und damit Zuschüsse erhalten kann, muss sie ein Schulgeld erheben. „Trotzdem ist es uns wichtig, dass jedes Kind die Sophie-Scholl-Schule besuchen kann“, betont Christine Fischer. So sind die Gebühren nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt und einem Schüler konnte dank der Unterstützung einer Vereinigung ein Stipendium angeboten werden.