03. Juni 2014
Gemeinsam in Bewegung kommen
Inklusive Sportgruppe: Kooperation zwischen Sophie-Scholl-Schule und TG Hanau wird gefördert
„Fußball! Fußball! Fußball!“ – Die Schüler der Sophie-Scholl-Schule Hanau sind dank der Weltmeisterschaft in Brasilien im Fußballfieber. Zwei, drei Jungen tragen Trikots mit den Namen ihrer Idole auf dem Rücken. Lautstark fordern sie ihre Trainerin auf, mit ihnen dem runden Leder nachzujagen. Sindi Sina grinst, greift aber durch. Erst einmal ihr Programm, Fußball zum Schluss. Einmal in der Woche, jeden Donnerstag um 14.30 Uhr kommt sie in die Sophie-Scholl-Schule Hanau. Kaum erblicken die Schüler ihre Trainerin, wissen sie, es ist Zeit für Sport. Denn die FSJlerin der Turngemeinde Hanau (TGH) betreut die Inklusive Sportgruppe der Grundschule seit fast einem Jahr. Die Kooperation zwischen der TGH und der inklusiven Ganztagsschule in freier Trägerschaft des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) hat nun die Zusage für ein Förderprogramm des hessischen Kultusministeriums bekommen.
Das Förderprogramm mit dem sperrigen Namen „Programm zur Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen“ will das Sportangebot außerhalb des Unterrichts an Schulen unterstützen, Kinder an Bewegung heranführen und die Zusammenarbeit zwischen den Kooperationspartnern stärken. Dafür bekommen die Sportvereine drei Jahre lang eine finanzielle Unterstützung für die Begleichung der Personalkosten. „Bislang haben wir das FSJ-Taschengeld für Sindi und ihre Fahrtkosten selbst finanziert“, sagt Sven Mayer, Geschäftsführer der TGH. „Nun bekommen wir das ein Stück weit refinanziert.“ Das sei nicht die Voraussetzung für die Kooperation, die bereits seit einem Jahr erfolgreich laufe, erleichtere aber die Arbeit.
Bereits vor zwei Jahren hatten sich die TGH und Vertreter des BWMK zusammengesetzt, um eine mögliche Zusammenarbeit für die Sophie-Scholl-Schule, die im August 2013 eröffnet worden ist, zu besprechen. Barbara-Ann Walter, bei der Lebenshilfe Main-Kinzig für den Bereich „Sport und Bewegung“ zuständig, hatte den Kontakt geschaffen. „Ich hatte die Idee für eine Sport-AG in Kooperation mit dem örtlichen Sportverein. Die TGH ist mir bekannt für ihre Offenheit bezüglich neuer Projekte. Meine Hoffnung das Projekt „Schule und Spotverein“ zu beantragen, stieß sowohl in der TGH als auch in der Sophie-Scholl-Schule auf großes Interesse“.
Seit Beginn des Schuljahres 2013/2014 bietet die TGH in der Schule die „inklusive Sport-AG“ an. „Die Idee dahinter ist, dass sich die Schüler nicht fest einwählen müssen, sondern jeden Donnerstag aufs Neue entscheiden können, ob sie mitmachen wollen“, erklärt Schulleiterin Mareike Meister. Mit Begeisterung nehmen Kinder mit und ohne Behinderung das Angebot wahr. „Auch wenn der eine oder andere nicht an allen Spielen oder Übungen teilnehmen kann, ist es für jeden schon eine Bereicherung dabei zu sein und innerhalb seiner Möglichkeiten mitzumachen“, sagt Mareike Meister. Die Kinder kämen gemeinsam in Bewegung und könnten sich ausprobieren. „Und das steht im Vordergrund.“
Diese Mischung ist auch für die junge FSJlerin, die in der TGH auch die Integrationssportgruppe mit betreut, eine „tolle Erfahrung“. „Es macht sehr viel Spaß“, sagt sie. „Auch die Kinder sind begeistert. Sie laufen direkt in den Bewegungsraum, wenn sie mich sehen und wollen sofort loslegen.“ Koordinationsspiele mit Bällen, um fangen und werfen zu lernen, Bewegungsspiele, Spiele um Farben zu erkennen und sich zu merken, Schaukeln an den Ringen und zum Schluss das heiß begehrte Fußball ständen beispielsweise auf dem Programm für die Sportstunde, aber auch Spiele, die Sindi Sina in ihrem FSJ-Seminaren kennen gelernt hat. „Ich habe immer etwas vorbereitet, frage aber auch die Kinder, was sie gerne machen wollen“, so die FSJlerin. Seit September 2013 absolviert sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr in der TGH und betreut Sportgruppen in rund einem Dutzend weiterer Schulen. Und wenn sie im Herbst ihre Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau im Verein beginnt, sei bereits eine Nachfolgerin für sie gefunden, falls sie die AG nicht mehr leiten könnte, sagt der Geschäftsführer der TGH. „Es wird auf jeden Fall weitergehen.“