9. Juni 2015
Kleine und große Künstler malen zusammen
Sophie-Scholl-Schüler besuchen benachbarten KunstRaum des BWMK
Egal, ob mit Ölkreide, Pinsel und Farbe oder einem Bleistift – große und kleine Künstler werkeln emsig und mit Begeisterung zusammen an Staffeleien oder am Tisch. Schüler der Sophie-Scholl-Schule Hanau sind zu Besuch im KunstRaum im Hanauer Brockenhaus. Die inklusive Grundschule und das Atelier gehören beide zum BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) und sind direkte Nachbarn in der Lamboystraße. So begrüßte Martina Roth, kunsttherapeutische Gestaltungstrainerin im KunstRaum, die kleinen Gäste, ihre Lehrer und Erzieherinnen mit den Worten: „Willkommen bei euren Nachbarn!“
Den Besuch hatte Waltraud Hantkeinitiiert, die als Erzieherin in der Schule tätig ist. Bereits an ihrem vorherigen Arbeitsplatz, einer Wohnstätte für Menschen mit Behinderung, hatte sie eine Kunstgruppe geleitet und die Begeisterung für die Kunst mit in die Sophie-Scholl-Schule gebracht, wo sie eine entsprechende AG betreut. „Die Kinder toben sich mit den Farben aus und sind nach dem künstlerischen Schaffen ganz gelöst“, erzählt sie ihre Beobachtungen. Als die Schulsekretärin Adrien Schüßler ihr das Brockenhaus zeigte, wo sie vor der Eröffnung der Schule gearbeitet hatte, war Waltraud Hantke sofort begeistert.
Zwei Gruppen aus der Delfin-Klasse waren bereits im KunstRaum, an diesem Tag ist die dritte Gruppe zu Besuch: zehn Känguru-Schüler. Die Besuche haben den Schülern so gut gefallen, dass sie ihren Mitschülern begeistert davon berichtet haben. So erzählt Ginny an diesem Morgen: „Ich habe gehört, meine Schwester hat hier mit einer Comiczeichnerin gemalt.“
Zum gemeinsamen Malen ist auch an diesem Tag wieder viel Zeit eingeplant. Schnell finden sich Zweierteams und Kleingruppen, die zusammen arbeiten wollen. Lena, Robert und Holger Wolfart malen mit Pinseln an der Staffelei. Ginny will natürlich mit der „Comiczeichnerin“ Kristina Williams zusammen arbeiten. „Die Atmosphäre hier inspiriert die Kinder“, sagt Hantke begeistert. „Und es ist wichtig, dass sie auch mit Erwachsenen mit Behinderung in Kontakt kommen, dann können sich keine Vorurteile und Unsicherheiten entwickeln. Kinder sind da unvoreingenommen, für sie ist nur das gemeinsame Tun wichtig, nicht was der andere kann oder nicht kann.“
Dass der KunstRaum Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze biete und dort professionelle Künstler tätig seien, hatte Martina Roth den Kindern zuvor erklärt. Auch, dass der KunstRaum jedes Jahr an zahlreichen Ausstellungen teilnimmt und schon einige Preise gewonnen hat. „Wir verkaufen die Gemälde auch“, so die Gestaltungstrainerin. „Was glaubt ihr, warum Leute Kunst kaufen?“ Die Kinder wussten darauf sofort eine Antwort: „Weil die Bilder schön sind!“, „Weil die Häuser damit schöner aussehen!“ und „Weil die Bekannten die Bilder dann auch haben wollen!“.
Die Künstler berichteten ihren kleinen Gästen, welche ihre bevorzugte Arbeitstechnik ist. Daniela Milia beispielsweise malt am liebsten große, farbenfrohe Bilder mit Ölkreide. Peter Beilstein zeichnet mit dem Filzstift und koloriert die Skizzen anschließend. Marc Schaichs Werke mit dem Bleistift geschaffen orientieren sich am Realismus. Auch die Schüler erzählten von ihren Vorlieben. „Ich mache gerne schöne Malbilder mit ganz viel Fantasie“, erzählte Ginny.
„Ich bin immer begeistert, wenn ich hierher komme“, schwärmte Erzieherin Sigrun Merget-Deubert angesichts der kleinen und großen Künstler, die zusammen tief in ihre Arbeit versunken sind. Nächste Woche besuchen die nächsten Schüler den KunstRaum. „Und vielleicht schließen sich auch noch die beiden anderen Klassen der Idee an“, so Waltraud Hantke.
Die Kooperation soll auf jeden Fall weiter gehen: Kurz vor den Sommerferien sind die Künstler des KunstRaumes zu einem Gegenbesuch in der Schule eingeladen und in den Sommerferien ist erneut eine gemeinsame Malaktion der kleinen und großen Künstler geplant.