31. Mai 2013
Begleitung von Kindern in der inklusiven Arbeit fortsetzen
Im Interview: Erzieherin wechselt im Sommer an die Sophie-Scholl-Schule Hanau
Im August eröffnet das BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.) in Hanau eine inklusive ganztägige Grundschule. In der Sophie-Scholl-Schule werden ab dem Schuljahr 2013/2014 Kinder mit und ohne Behinderung jahrgangsgemischt miteinander lernen. In der Lamboystraße wird derzeit die ehemalige Zahnklinik der US-Soldaten so umgebaut, dass sie ab dem Sommer zwei erste Klassen beherbergen kann. Die Schulplätze sind bis auf einige wenige für Regelschulkinder bereits vergeben und auch erste Mitglieder des zukünftigen Kollegiums sind eingestellt worden – so auch Nadine Kopp. Die Erzieherin arbeitet seit acht Jahren in der Integrativen Kindertagesstätte (IKT) des BWMK in Maintal. Im Sommer wechselt sie in die neue Schule. Warum sie die Kindertagesstätte gegen die Schule tauscht und was ihr an der Arbeit mit gemischten Gruppen aus Kindern mit und ohne Behinderung besonders gefällt, erzählt sie im folgenden Interview.
Frage: Warum sind Sie Erzieherin geworden?
Nadine Kopp: Es war schon immer mein Kindheitstraum als Erzieherin zu arbeiten.
Frage: Wann und wo haben Sie sich dazu ausbilden lassen?
Nadine Kopp: Von 1998 bis 2000 machte ich eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Sozialpflegerin und von 2000 bis 2004 schloss ich die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Aschaffenburg (kurz FAKS) an.
Frage: Warum haben Sie sich in der IKT Maintal beworben und sich damit eine integrative Kindertagesstätte als Arbeitsplatz ausgesucht?
Nadine Kopp: Mein Anerkennungsjahr für die Ausbildung zur Erzieherin machte ich in einem Regelkindergarten. Aber ich wusste ich dank der ersten Ausbildung, dass ich mit Kindern mit und ohne Förderbedarf arbeiten möchte. Mir ist die inklusive Arbeit sehr wichtig und ich möchte jedem einzelnen Kind die Möglichkeit bieten, sich mit seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten in allen Bereichen zu entwickeln. Die IKT Maintal bzw. das BWMK als Träger konnten meine Vorstellung für das inklusive Arbeiten decken und so bewarb ich mich in der IKT Maintal.
Frage: Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?
Nadine Kopp: Ich finde es toll, dass jeder von jedem lernen kann – egal ob klein von groß, ob klein von klein und sogar groß von klein. Jeder wird so akzeptiert wie er ist mit seinen Stärken und Schwächen.
Frage: Wie erleben Sie den Arbeitsalltag in der IKT? Wie die Kinder?
Nadine Kopp: Es wird nie langweilig. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich. Dank eines strukturierten Wochen- und Tagesplans finden jeden Tag die unterschiedlichsten Angebote statt, an denen jedes Kind teilnehmen kann. Angefangen von Turnen, Kochen, Waldspaziergänge, über Körpertag, Rasierschaummatschen, Singen mit Gebärden und vieles vieles mehr. Ich würde sagen, auch den Kindern wird es dadurch nicht langweilig und sie finden jede Menge Abwechslung in ihrer Kindergartenwoche.
Frage: Warum haben Sie die integrative Kindertagesstätte gegen die Sophie-Scholl-Schule getauscht?
Nadine Kopp: „Getauscht“ würde ich nicht sagen – ich sehe es eher als eine weitere Begleitung in der inklusiven Arbeit mit Kindern mit einem Plus an Förderbedarf und mit Kindern ohne Plus. Ich finde es wichtig, dass jedes Kind die Möglichkeit besitzt, eine „Regelschule“ zu besuchen. Da man schon im Kindergarten beobachten kann, dass jeder von jedem profitiert, sehe ich das Konzept der Sophie-Scholl-Schule als sehr gelungen an und möchte nun die inklusive Arbeit von Kindergarten auf Schule erweitern und mit unterstützen.
Frage: Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie an die neue Schule?
Nadine Kopp: Dass wir als Kollegium uns von ein paar eventuellen Holpersteinen im ersten Jahr nicht entmutigen lassen und wir gemeinsam an einem Strang ziehen.
Frage: Was glauben Sie, ist für die Kinder und die Eltern wichtig an der neuen Schule?
Nadine Kopp: Schule ist für Kinder ein neuer Weg in ihrem Leben und ist oftmals mit Ungewissheit und Angst verbunden: Was kommt da auf mich zu? Schaffe ich das? Sind es viele Hausaufgaben? Habe ich dann noch Zeit am Nachmittag um mit Freunden zu spielen? Ich spreche jetzt selbst als Mutter eines Sohnes, der nun die Grundschule fast durchlaufen hat. Wichtig für Kinder ist: keine Hausaufgaben, ich habe so viel Zeit und unterschiedliches Material um Aufgaben so zu verstehen wie ich es benötige, kein Leistungsdruck, ich habe nachmittags noch Zeit gemeinsam mit Freunden zu spielen. Wichtig für Eltern: alle schulischen Aufgaben sind schon erledigt, da heute teilweise andere Lösungswege genutzt werden als in der eigenen Schulzeit und man deshalb sein Kind nur mit Schwierigkeiten in der Schullaufbahn unterstützen kann; dass ich kann den Nachmittag mit meinem Kind anders gestalten kann, als ihn mit Hausaufgaben zu verbringen; dass mein Kind individuell gefördert wird und es sich seinen Lernstil selbst erarbeiten kann und dass es nicht unter Leistungsdruck gesetzt wird.
Frage: Wie haben Sie die Anmeldegespräche erlebt?
Nadine Kopp: Von den Gesprächen mit den Eltern habe ich selbst nicht so viel mitbekommen, da ich diese Zeit mit den Kindern verbracht habe. Was ich dazu sagen kann, ist: Liebe Kinder, ihr wart alle toll und habt alle super mitgemacht!
Frage: Wie geht es Ihnen, wenn Sie an den Schulstart im August denken?
Nadine Kopp: Ich bin natürlich sehr aufgeregt – ich glaube fast so wie die Kinder an ihrem ersten Schultag auch, schließlich ist es für mich auch ein neuer Weg den ich gehe. Aber ich freue mich auch schon und bin sehr gespannt auf alles.